Warum "künstliche Intelligenz" offenbar bereits Einzug in Redaktionen gehalten hat - oder: Abschreiben leicht gemacht.

Am 17. März 2023 erschien ein Online-Artikel mit dem Titel "Polizei registrierte 172 antisemitische Straftaten im Jahr 2022" in der Sächsischen Zeitung.


 

 

Wie am Ende des Textes zu lesen ist, wurde er von der Deutschen Presseagentur (dpa)"übernommen" und geht zurück auf eine bzw. mehrere kleine Anfragen der Sächsischen Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Die Linke).

Da mir Kerstin Köditz als bereits "fleißige" Fragestellerin bekannt war und auch dafür regelmäßig wiederkehrende Fragen zu stellen, begab ich mich auf die Spurensuche und fand eine entsprechende Pressemeldung der Linksfraktion im Sächsischen Landtag vom gleichen Tag.

Verweis auf zwei kleine Anfragen (Drucksachen 7/11890 und 7/12354)

Wer sich die entsprechenden Anfragen bzw. die Antworten der Sächsischen Staatsregierung darauf näher anschaut, wird feststellen, dass die absolute Mehrheit der "antisemitischen Straftaten" aus (beleidigenden) Meinungsäußerungen, oft in den sog. "sozialen Medien", besteht.

Ein besonders skurriler Fall ist der eines Demonstrationsteilnehmers, der wegen eines Stickers/Aufnähers mit der Aufschrift "ungeimpft" in Form eines Judensterns verurteilt wurde.

Da Kerstin Köditz entsprechende Anfragen monatlich stellt, bekommt sie regelmäßig eine rund 50-seitige Antwort, die sie dann (mindestens) einmal im Jahr in Form einer Pressemeldung veröffentlicht.

Die "Qualitätspresse" (dpa) greift diese ohne auch nur den Hauch einer eigenen Recherche auf und verbreitet sie weiter.

 

Was hat das nun mit künstlicher Intelligenz zu tun?

Wie in einem hervorragenden Artikel im Online-Magazin "Novo Argumente" zu lesen ist, ist künstliche Intelligenz
in erster Linie ein Werkzeug für den Gebrauch von Datenbanken. Sicherlich, es ist das am weitesten fortgeschrittene Werkzeug für Datenbanken, aber künstliche Intelligenz ist weder intelligent (sie passt sich nur die [sic!] Gegebenheiten an) noch verfügt sie über Wissen (sie sortiert lediglich Daten nach mathematischen Operationen).

Mehr tun sogenannte "Journalisten" in vielen Fällen auch nicht (mehr). Sie übernehmen einfach, was ihnen die dpa anbietet und ändern im besten Fall noch den Satzbau etwas ab.


Menschliche Intelligenz

Mit meiner "schlichten" menschlichen Intelligenz habe ich mir die (aktuell 879) Anfragen von Kerstin Köditz aus der elektronischen Parlamentsdokumentation herunter geladen und in einer Tabelle ausgewertet.

Dazu habe ich die Titel der Anfragen in einzelne Worte, Begriffe und Zahlenfolgen aufgeteilt und gezählt. Drucksachennumern, Datumsangaben habe ich entfernt und dann die Häufigkeit der übrig geblieben Begriffe gezählt:

Kleine Anfragen von Kerstin Köditz (Stand 22. April 2023)

 

Eine Auswertung sämtlicher (aktuell 10.551) kleinen Anfragen der aktuellen Wahlperiode zeigt auf, dass über 97% von der Opposition gestellt wurden. Das, was man eigentlich von der Presse erwarten dürfte, "erledigen" heute in vielen Fällen die Abgeordneten.

Auswertung der kleinen Anfragen im Sächsischen Landtag

 

Die Abgeordneten "gieren" meiner Beobachtung nach danach, dass die Presse ihre Anfragen bzw. die Antworten der Sächsischen Staatsregierung darauf, aufgreift.

Die Presse hingegen wählt diese Anfragen sehr selektiv aus und benutzt diese - oft ohne eigene Recherche - zur Meinungs- bzw. Stimmungsmache.

Was tun?

Wer etwas gegen diesen Zustand unternehmen will, sei hiermit aufgerufen, den Abgeordneten - möglichst sachlich - Fragen per Email zu stellen.

Nächstes Jahr sind nicht nur Kommunalwahlen in Dresden und Wahlen zum EU-Parlament, sondern auch Landtagswahlen in Sachsen.

Die Zeit für einen Politikwechsel ist gekommen, oder?

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wollt ihr die totale Klimaneutralität? Dann müsst ihr Bäume fällen, der Elbe das Wasser abgraben und ein neues Kraftwerk bauen.

Fiat Lux - oder wie die Dresdner Verlautbarungspresse eine Potentialstudie zum Durchbruch in Sachen Photovoltaik machen will

Wie stiefelleckende Haltungsjournalisten die Pressefreiheit missbrauchen, um eine totalitäre Regierung vor der Opposition zu schützen